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Eine fantastische Tierwelt - Wie erschaffe ich die Tiere meiner Welt?
Die vollständige Version gibt es hier: Notion Weltenbau Enzyklopädie - Tiere




Wenn man eine Welt erschafft, möchte man diese früher oder später mit den passenden Tieren, Monstern und fantastischen Kreaturen füllen. Aber wo fängt man an? Und wie stellt man es an, dass die Tiere glaubhaft sind und sich nahtlos in die Welt einfügen? Darum soll es hier gehen.

Zuerst füge ich hier kurz und kompakt eine Liste mit allerlei Fragen ein, die man als "Checkliste" oder "Cheatsheet" nutzen kann, wenn man möchte. Die einzelnen Punkte werden weiter unten noch genauer erklärt.

Die Checkliste

Allgemeine Fragen
  • Lebensraum: In welcher Umgebung lebt dein Wesen und welche Umweltbedigungen (klimatische, energetische, magische,…) herrschen vor, an die es sich anpassen musste um zu überleben?
  • Nahrungspyramide: Wo befindet sich das Tier in der Nahrungspyramide? Ist es ein gefürchtetes Raubtier, an der Spitze der Pyramide? Ist es ein Pflanzen- oder Allesfresser, der bestimmte Verteidigungs- oder Fluchtmuster entwickelt hat, um sein Überleben zu sichern? Hat es natürliche Feinde, oder ist es wegen seiner Größe, seiner Panzerung oder seinen Fähigkeiten der unangefochtene “Herrscher” der Gegend?
  • Klassifizierung: Wie lässt sich das Tier allgemein einteilen? Ist es Warm- oder Kaltblüter? Ist es ein Säugetier? Ein Vogel? Ein Reptil? Ein Fisch? Oder ein wirbelloses Tier?
  • Tierfamilien: Hat sich die Tierart in verschiedenen Gegenden bzw. Ländern deiner Welt auf unterschiedliche Art und Weise entwickelt, wie bei uns beispielsweise Eis-, Schwarz-, Kodjak-, Brillen-, Pander- und allerlei andere Bären? Oder ist es absolut einmalig?
  • Evolution: Wie hat sich das Wesen im Laufe der Zeit entwickelt, durch natürliche Evolution oder Zucht? Gibt es “wilde” bzw. “domestizierte” Verwandte?
  • Rolle in der Gesellschaft: Welche Rolle hat das Tier in der Gesellschaft bzw. in deiner Welt? Ist es ein domestiziertes Nutztier? Ist es ein gefürchteter Jäger? Ist es ein heiliges Tier, um das sich Mythen und Legenden ranken?

Details
  • Aussehen / besondere Merkmale: Wie sieht das Wesen aus, wie hat es sich an seine Umgebung angepasst?
  • Besondere Fähigkeiten: Hat es besondere Fähigkeiten? Gelten diese in deiner Welt als “gewöhnlich” oder als etwas außergewöhnliches?
  • Aktivität: Wann ist es aktiv, wann zieht es sich zurück? Ist es Tag-, Nacht- oder Dämmerungsaktiv? Hat es Jahreszeitbedingte Ruhephasen, wie z.B. die Bären im Winter?
  • Nahrung / Art der Nahrungsaufnahme: Ist es ein Fleisch- oder Pflanzen- oder Allesfresser? Jäger oder Fallensteller, oder sucht es, wie die Geier nach Aas?
  • Territorium: Ist es Reviergebunden, oder zieht es umher? Wie reagiert es ggf. auf Eindringlinge im Revier?
  • Sozialverhalten: Einzelgänger oder Herdentier? Zeigt es ein anderes Verhalten während der Paarungszeit, z.B. gegenüber möglichen Partnern?
  • Fortpflanzung/ Nachwuchs: Ein ganzer Wurf kleiner Monster? Ein- bis zwei Jungtiere? Oder ein Dutzend Eier? Ziehen die Eltern oder die Mutter die Jungen auf, oder sind diese auf sich selbst gestellt?
  • Lebenserwartung: Die durchschnittlige Lebensspanne. Eintagsfliege? Schildkröte? Vampir?


Der Lebensraum

Um ein Tier zu erschaffen, empfiehlt es sich, sich zuerst zu überlegen, in welchem Umfeld es existiert. Wie sieht der Lebensraum des Wesens aus? Welche (klimatischen, energetischen, magischen, oder sonstige) Bedingungen herrschen vor, an sie es sich anpassen musste, um darin zu überleben
Credit: inkarnate.com | Ed & Hustle (Creative Commons License)
Credit: inkarnate.com | Ed & Hustle (Creative Commons License)​



Ich werde die einzelnen Lebensräumen nach und nach noch je in einem eigenen Post behandeln und hier eine Übersicht einiger grundlegender Lebensräume auflisten.

In der Pyramide rechts sind diese sortiert nach zunehmender Temperatur (von oben nach unten) und Trockenheit (von links nach rechts):

Lebensräume, Übersicht
  • Grasland
    → Steppe
    → Kältesteppe (Tundra)
    → Savanne
  • Wüste
    → Echte Wüste
    → Halbwüste
    → Eiswüste
    → Salzwüste
  • Wald
    →Tropenwald
    →Wald in gemäßigten Zonen
    →Nadelwald (Taiga)
  • Berge
  • Polarregion
  • Flüsse und Feuchtgebiete
  • Meer
  • Korallenriffe
  • Städte


Die Nahrungspyramide

Die Nahrungspyramide ist ein hilfreiches Konzept, um ein Tier in seine Umgebung einzubinden, sodass es als Teil von dieser agiert und in den Lebenszyklus integriert ist. In der Natur befindet
sich alles in einem empfindlichen Gleichgewicht verschiedener Faktoren, die aufeinander Einfluss nehmen, so z.B. das Vorhandensein (oder Fehlen) von natürlichen Ressourcen, wie Nahrung oder Wasser, oder die vorhandene Population an Beute- oder Raubtieren.
Credit: shutterstock | EreborMountain
Credit: shutterstock | EreborMountain​


In der Nahrungspyramide wird ersichtlich, welche Faktoren in diesem System eine Rolle spielen:
  • Zersetzer, wie Pilze, Würmer, Mikroorganismen sorgen dafür, dass abgestorbene Organismen zersetzt werden, sodass sie von den primären Produzenten verwertet werden können.
  • Primäre Produzenten sind die Pflanzen, die in der Erde wachsen und von deren Nährstoffen und der Photosynthese leben.
  • Primäre Konsumenten (Pflanzenfresser): Sie ernähren sich von den primären Produzenten, dem Gras, den Nüssen, dem Obst, etc.
  • Sekundäre Konsumenten (Alles- und Fleischfresser): Sie ernähren sie u.a. von Pflanzen, Nüssen, Beeren, wie auch von Aas oder anderen Tieren.
  • Tertiäre Konsumente (Fleischfresser): Sie sind die Prädatoren an der Spitze der Nahrungskette, die sich durch Jagd auf andere Tiere ernähren.




Klassifizierung und Tierfamilien
Credit: shutterstock | Muhammad Naimuddin Firly
Klassifizierung von Tieren | Credit: shutterstock | Muhammad Naimuddin Firly​



Für eine grundlegende Einteilung kann es helfen, sich erst einmal die Klassen anzusehen, in welche Tiere unterteilt werden:
  • Wirbellose Tiere umfassen Insekten, Spinnen, Schalentiere, Weichtiere, etc.
  • Wirbeltiere werden in Warmblüter und Kaltblüter eingeteilt:
    • Warmblüter umfassen Säugetiere und Vögel
    • Kaltblüter umfassen Reptilien, Fische und Amphibien

Die Klassifizierung eines Tieres umfasst nur sehr allgemeine Eigenschaften, wie z.B. dass Säugetiere ihren Nachwuchs mit Milch säugen, während Vögel Eier legen, oder dass die Körpertemperatur kaltblütiger Tiere wie Reptilien oder Amphibien von ihrer Umgebungstemperatur abhängt.

Die Zugehörigkeit zur Tierfamilie dagegen widmet sich bereits spezielleren Merkmalen, wie in diesem Beispiel, links: Hier werden (2. Abbildung, in der dritten Zeile von unten) Mitglieder der Familie “Canidae”, der Hundeartigen abgebildet, zu denen u.a. der Wolf, Hund, Fuchs und Kojote gehören.
Credit: wikihow.life (Lizenz: Creative Commons License)
Credit: wikihow.life (Lizenz: Creative Commons License)​




Diese Familienverwandschaft bietet auch im Weltenbau die Möglichkeit, Tierfamilien anzulegen, die sich in unterschiedlichen Bereichen der Welt unterschiedlich entwickelt haben: Sei es durch umweltbedingte Faktoren oder gezielte Zucht.

Denn: Es ist nicht unbedingt notwendig, für deine Welt 10.000 verschiedene, einzigartige Tiere zu erfinden: Sogar eine Handvoll genügt, indem man diese variiert und sie in unterschiedlichen Bereichen der Welt auf ihre jeweilige Umwelt anpasst. Vielleicht existiert auch ein “domestizierter Verwandter”, der durch die Zucht des Menschen kaum noch Ähnlichkeit zu seinen wilden Ahnen aufweist.

Das Beispiel der Hunde ist hier besonders anschaulich, wenn man nicht nur verschiedene Wolfsarten, wie z.B. den Mähnenwolf, den tasmanischen Wolf und den Tundrawolf vergleicht, sondern sich die unzähligen Hunderassen (Schäferhund, Dacke, Mops, Dogge,...) ansieht, die aus ihren wilden Verwandten gezüchtet worden sind.

Eine ganze “Familie” zu entwerfen, hat auch den Vorteil des Wiedererkennungswertes und einer gewissen Vertrautheit - es ist für den Leser einfacher, sich “ein” Tier zu merken, als permanent mit neuen, kreativeren Wesen konfrontiert zu werden, die vielleicht gar nur ein einziges Mal auftauchen und dadurch auch schnell wieder vergessen werden.




Evolution

In der Natur überleben nur jene Tiere, die sich ihrer Umwelt am besten angepasst haben und dementsprechend effektivere Waffen, Tarnungs-, Verteidigungs- oder Fluchtstrategien entwickelt haben. Dadurch, dass nur jene überleben und ihre Gene weitergeben, kommt es durch die natürliche Selektion zur Evolution.

In weitläufigen Steppen braucht es lange, schnelle Beine. Im Schneegebiet ein weißes, unauffälliges Fell. Beutetiere, die durch ein auffälliges Aussehen hervorstechen, werden wohl nicht lange überleben - und Jäger, die schon von weitem erspäht werden können, werden kaum Beute machen.

In der zivilisierten Welt wird diese Evolution künstlich durch gezielte Zucht herbeigeführt.

In beiden Fällen bieten sich dadurch wunderbare Möglichkeiten, wenn es darum geht, Tiere und deren unterschiedliche Variationen (vor allem, wenn man ganze Tierfamilien anlegen möchte) zu erschaffen.
Credit: shutterstock  | Aldona Griskeviciene
Evolution des Pferdes | Credit: shutterstock | Aldona Griskeviciene​



Rolle in der Gesellschaft

Vielen Tieren werden gewisse Attribute und Charaktereigenschaften zugeschrieben: “Stark wie ein Ochse”, “Stur wie ein Esel”, “Treu wie ein Hund”, “Augen eines Adlers”, “Hinterhältig wie eine Schlange”, uvm.

Wieder andere Tiere gelten als Legenden, als Mythen und Fabelwesen, wie Phönixe, Werwölfe, Einhörner oder Drachen. Sie gelten als Symbole, denen heilende, überirdische Fähigkeiten zugeschrieben werden, oder finden als Schreckgespenster und Mahnungen Verwendung.

In vielen Märchen ist die Gestalt des “bösen Wolfes” so dominant, dass es vor allem in früheren Zeiten ein unangenehmes Gefühl heraufbeschwor, wenn man über das Tier sprach, oder womöglich bloß daran dachte.

Welche Bedeutung hat dein Tier in der Gesellschaft?
  • Ist es ein Nutztier, das aus dem Alltag deiner Völker nicht mehr wegzudenken ist?
  • Ist es ein gefürchteter Jäger, den man im Wald besser nicht alleine begegnet?
  • Hat es einen heiligen Status, welcher das z.B. das Schlachten oder den Verzehr von seinem Fleisch verbietet?
  • Oder ruft alleine sein Anblick bei den Menschen Abscheu hervor, wie bei Ungeziefer, Maden, Schlangen oder Spinnen?
  • Werden ihm gewisse Fähigkeiten oder Eigenschaften zugeschrieben, die in der Sprache deines Volkes Verwendung finden?


Die Details: Aussehen, Eigenschaften und Verhalten

Natürlich stellt sich nun schlussendlich auch die Frage nach dem konkreten Aussehen, den Eigenschaften und dem Verhalten des Tieres, des Monsters, bzw. des Wesens, das du erschaffen möchtest. Als allgemeine Hilfestellung hier noch einmal die Fragen aus der Checkliste vom Anfang des Posts:
  • Aussehen / besondere Merkmale: Wie sieht das Wesen aus, wie hat es sich an seine Umgebung angepasst?
  • Besondere Fähigkeiten: Hat es besondere Fähigkeiten? Gelten diese in deiner Welt als “gewöhnlich” oder als etwas außergewöhnliches?
  • Aktivität: Wann ist es aktiv, wann zieht es sich zurück? Ist es Tag-, Nacht- oder Dämmerungsaktiv? Hat es Jahreszeitbedingte Ruhephasen, wie z.B. die Bären im Winter?
  • Nahrung / Art der Nahrungsaufnahme: Ist es ein Fleisch- oder Pflanzen- oder Allesfresser? Jäger oder Fallensteller, oder sucht es, wie die Geier, nach Aas?
  • Territorium: Ist es Reviergebunden, oder zieht es umher? Wie reagiert es ggf. auf Eindringlinge im Revier?
  • Sozialverhalten: Einzelgänger oder Herdentier? Zeigt es ein anderes Verhalten während der Paarungszeit, z.B. gegenüber möglichen Partnern?
  • Fortpflanzung/ Nachwuchs: Ein ganzer Wurf kleiner Monster? Ein- bis zwei Jungtiere? Oder ein Dutzend Eier? Ziehen die Eltern oder die Mutter die Jungen auf, oder sind diese auf sich selbst gestellt?
  • Lebenserwartung: Die durchschnittlige Lebensspanne. Eintagsfliege? Schildkröte? Vampir?

Ich empfehle an dieser Stelle, sich im Zweifelsfall von realen Tieren inspirieren zu lassen und zu vergleichen, inwiefern deren Sozialverhalten und Eigenschaften mit denen deiner Tiere zusammenpassen. Es hilft ungemein, ein gewisses Grundverständnis für das Verhalten und die Überlebensstrategien “echter” Tiere zu bekommen, um bei dem Kreieren eigener Wesen auf einen möglichst umfassenden Pool an Wissen und Inspiration zurückgreifen zu können. Es ist leichter, realistische Fantasywesen zu erschaffen, wenn man die realen Vorbilder kennt - deren Taktiken und EInfallsreichtum selbst oft ans fantastische grenzen.

Eine Zusammenfassung würde hier den Rahmen sprengen, da die Tierwelt einfach zu vielseitig ist, um ihr in einem einzelnen Blogpost gerecht zu werden, daher verbleibe ich mit einigen Buchempfehlungen:

"Tiere - Die große Bild Enzyklopädie" ist ein wahres Feuerwerk an Wissen und Inspiration. Es enthält in kompakter und schön illustrierter Form eine Unmenge an Informationen über Tiere und ihre Lebensräume.

Dougal Dixons “After Man” (auch auf Deutsch unter dem Titel “Geschöpfe der Zukunft” erhältlich - ist aber wesentlich teurer), beschäftigt sich am Anfang des Buches kurz mit dem Thema Evolution, ehe der Autor seine Ideen von Tieren vorstellt, wie sie sich nach dem Aussterben des Menschen entwickeln könnten.

The Complete Illustrated Encyclopedia of Dinosaurs & Prehistoric Creatures
​Ebenfalls von Dougal Dixon: Eine umfassende Bildenzyklopädie über Dinosaurier und die prähistorischen Tiere, die sich neben und nach ihnen entwickelten.

Das war´s für heute, ich hoffe, der Post konnte euch inspierieren und weiterhelfen. Viel Spaß beim basteln!