„Das Zebra reist durch Istanbul“ – Buchtitel, Covergestaltung und Rückseitentext

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  • Niam
    Redakteur
    • 05.09.2023
    • 94

    „Das Zebra reist durch Istanbul“ – Buchtitel, Covergestaltung und Rückseitentext

    Unvergessliche Buchcover und Rückseitentexte kreieren - aber wie?

    Der erste Eindruck zählt am nachdrücklichsten!

    Manche Bücher springen durch einen ungewöhnlich ansprechenden Buchtitel und/oder durch eine ganz besondere Covergestaltung unweigerlich ins Auge.
    Der erste Eindruck ist manchmal so gewaltig, dass man - bevor man es sich versieht - automatisch zum Buch greift, oder andächtig über den Umschlag streicht, bevor man neugierig oder auch mit kritischen Blick hineinblättert.

    Doch warum ist das so? Was macht eine gelungene Covergestaltung oder einen bestimmten Buchtitel so besonders, dass man unbedingt zumindest den Rückseitentext lesen muss? Woran liegt es, dass man sich bei machen Büchern denkt „nett“ oder „hübsch“ und sie gleich wieder vergisst sobald man sie zurücklegt, während man andere, vielleicht ganz ähnliche Covergestaltungen (die möglicherweise auch nicht so perfekt sind, wie die „aussortierten“) unweigerlich in Erinnerung behält. Was ist das Geheimnis?
    Spielt die Farbwahl, der spezielle (Zeichen)Stil, die Szenenkomposition des Coverbildes eine besondere Rolle? Und was macht einen Buchtitel so aufsehenerregend, dass er das Interesse der Leser weckt oder auch bei Buchreihen Wiedererkennungswert hat - ohne dabei langweilig zu werden?
    Worin liegt das Geheimnis einer erfolgreichen Titelwahl bei dem eigenen Werk?

    Da sich ja die äußere Aufmachung eines Buches grob eingeteilt aus der Covergestaltung mit Coverbild und Farbwahl, dem Buchtitel und dem Rückseitentexte zusammensetzt, habe ich meine Fragen zur besseren Übersicht auch ganz frech in diese drei Themenbereiche aufgeteilt.


    Themenbereich: BUCHTITEL
    Oft hört man ja Autoren von Arbeitstitel und endgültigen Buchtiteln sprechen. Wie steht ihr dazu?
    - Gebt ihr eurem Manuskript erst einen Arbeitstitel und zerbrecht ihr euch erst nach der Fertigstellung den Kopf über den passenden Titel, oder beginnt ihr die
    Geschichte mit dem Titel und richtet sie danach aus?
    - Wie sehr soll/muss der Titel die Essenz der Geschichte wiederspiegeln, oder sollte besser nur ein besonderer Punkt herausgegriffen werden?
    - Bei Buchreihen, Serien und Fortsetzungsromanen - wie sieht es da aus? Ich könnte mir gut vorstellen, dass das ebenfalls eine besondere Herausforderung ist,
    zuerst eine Hauptprämisse zu finden und dann zu jedem einzelnen Buch eine passende Überschrift, welche die „Essenz“ des Buches zusammenfasst. - Außer
    natürlich man macht es sich einfach und nimmt eine Serienüberschrift so ähnlich wie z. B. „Die Gilde der blauen Assassinen“ wo jeder Band dann ein ganz
    bestimmtes Gildenmitglied ins Rampenlicht stellt. „Klaus“, „Tamara“, „Earl“ vielleicht auch mit der Essenz des Abenteuers so auf die Art: „Sanne und der Djinn“,
    „Hector – Im Bann der farblosen Göttin“….

    Immer wieder werden – immer öfter bei Romanen - auch Buchtitel in englischer (viel seltener in einer anderen) Sprache gewählt.
    - Was haltet ihr von einem z. b. englischen Buchtitel bei einer, in deutscher Sprache geschriebenen, Geschichte? Seht ihr es als interessante Möglichkeit, „das
    Tüpfelchen auf dem i“, vielleicht sogarals irreführend und unnötig oder kommt es hier eher ganz auf die Handlung der Geschichte an?

    - Also ...... Welche Kriterien sind euch wichtig, bzw. findet ihr bei der Titelauswahl als besonders beachtenswert?


    Themenbereich: COVERGESTALTUNG
    Zeichnung, Collage, Kunstdruck, Foto, Scherenschnitt…
    Die Covergestaltung kann den Buchtitel zusätzlich aufwerten und sichtbar machen, oder im schlimmsten Fall das ganze Buch in der Masse der anderen Bücher verblassen und untergehen lassen.
    - Welche Rolle nimmt für euch die Covergestaltung ein?
    - Kümmert ihr euch selber darum oder sprecht ihr da mit einem Profi?
    - Eher Dezent oder lieber bunt? Was bevorzugt ihr und warum?
    - Foto, Zeichnung oder anderweitige Illustration?
    - Wie sehr greift ihr bei der Covergestaltung auf die Möglichkeiten einer KI zurück?
    - Taschenbuch, Softcover, Klappbroschur (Und welche Infos gehören eurer Meinung unbedingt auf die beiden Innenklappen) oder wäre Hardcover mit
    Schutzumschlag die bevorzugte Wahl, wenn ihr es euch aussuchen könntet?
    - Und wenn Hardcover: Geklebt oder besser fadengebunden und…. mit Lesebändchen versehen - oder eher nicht?
    - Beim Hardcover mit Schutzumschlag oder nicht?
    - Sollte, wenn man einen Schutzumschlag wählt auch das Cover des Buches speziell gestaltet werden?


    Themenbereich: DIE RÜCKSEITENGESTALTUNG
    ja - und dann wären wir schon bei der Herausforderung der gesamten Rückseitengestaltung der Buchaußenseite und des „Rückseitentextes“.
    - Gleiche Gestaltung, und dasselbe Bild (vielleicht nur kleiner) wie vorne?
    - Nur farblich gleich, aber gestalterisch entweder teilweise oder komplett anders bzw. viel einfacher?


    Und zu guter Letzt eine Frage, die vermutlich nach der Fertigstellung eines Manuskriptes immer wieder eine Weile Kopfzerbrechen bereitet:
    - Was macht einen wirklich guten Rückseitentext aus?
    - Was soll unbedingt in den Rückseitentext hinein, damit man den Leser neugierig macht, einen guten Einblick in die Handlung gibt, neugierig aufs Hineinlesen
    macht, aber dabei nicht gleich alles verrät?
    - Und wie lange darf oder soll dieser Text im optimalsten Fall sein?
    - Unterschiedlich formatiert, in ein paar Absätze zusammengefasst oder in einer Wurst runter?
    - Mittig? Linksbündig? Kreativ durcheinander?



    Ja, ich weiß, hier habe ich wieder eine ganze Menge Fragen an euch Profis aus der Schreibwerkstätte von Stapel gelassen (und vermutlich viele andere nicht angesprochen).
    Es ist auf jeden Fall ein spannendes Thema und jeder, der sein Manuskript veröffentlichen möchte, wird sich diesem Thema irgendwann stellen müssen.

    Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt, wie ihr die 3er Herausforderung „Titel“, „Covergestaltung“ und "Rückseitentext" in der Praxis angeht und meistert und welche Tipps und Ratschläge ihr dazu auf Lager habt.

    Zuletzt geändert von Niam; 23.11.2024, 17:04.
  • Araluen
    Moderator
    • 04.09.2023
    • 255

    #2
    Oft hört man ja Autoren von Arbeitstitel und endgültigen Buchtiteln sprechen. Wie steht ihr dazu?
    Ich gebe meinen Manuskripten Arbeitstitel. Viele Veröffentlichungen kann ich noch nicht verbuchen (nur Kurzgeschichten) und bei denen wurde letztlich aus dem Arbeitstitel auch der finale Titel. Aber ich sehe in einem Titel vor allem eins: ein Werkzeug, das Verkäufe generieren soll. Von daher gehe ich da nicht allzu emotional ran und bin jederzeit bereit aus strategischen Gründen den Titel zu wechseln. Meine Arbeitstitel wähle ich so, dass sie für mich gut zur Geschichte passen, etwas aussagen und idealerweise den Kern der Geschichte zusammenfassen.
    Für die Veröffentlichung kommt es darauf an, in welchem Genre sich der Titel bewegt. Da gilt es dann zu recherchieren, wie die "Konventionen" für das Genre sind. Denn idealerweise lockt allein der Titel schon die richtige Zielgruppe an und sagt: Ich bin SO eine Geschichte, DEShalb besonders (eben das nette Detail, was diesen Titel trotz Konvention von den anderen abhebt), also kauf mich.
    Wenn ich z.B den Titel lese "Die Rosen von Versaille". Dann erwarte ich allein vom Titel entweder einen historischen Roman mit vielen Hofintrigen vermutlich rund um die Mätressen von einem der Louis XIV oder so. Vielleicht aber auch einen historischen Roman rund um Marie Antoinette (wobei ich dafür Rose eher im Singular erwarten würde) oder aber eine nette Romance Story in welchem zeitlichen Kontext auch immer. Irritiert wäre ich tatsächlich, wenn sich dahinter ein Krimi verbirgt oder Urban Fantasy. Das wäre natürlich auch interessant durch die Reibung zwischen Titel, Erwartung und tatsächlichem Produkt. Aber vermutlich käme ich gar nicht dazu, mich an diesem Kniff zu erfreuen, weil ich das Buch mangels Interesse an Hofintrigen in Versaille oder seichter Lovestory bereits weggelegt hätte. Deshalb muss in meinen Augen der Titel, egal wie cool die eigene Idee dazu ist, vorrangig zur gewählten Zielgruppe und zum Genre passen. Sonst verschenkt man Potential.
    Was Reihen angeht: Da bin ich ein Freund von Reihentitel und Untertitel je Band. Oder aber einem Namensgeber der Reihe, der in jedem Buchtitel wieder aufgegriffen wird.
    "Erdbeerrinchen und das Marmeladenfest"
    "Erdbeerrinchen und der Obstdiebstahl"
    Die Reihe heißt offensichtlich Erdbeerrinchen (Es gibt tatsächlich eine Kinderbuchreihe mit ähnlichen Titel... mir ist grad nichts besseres eingefallen )

    Immer wieder werden – immer öfter bei Romanen - auch Buchtitel in englischer (viel seltener in einer anderen) Sprache gewählt.
    Find ich immer wieder schwierig. Wenn das Buch ursprünglich aus dem englisch sprachigen Raum kommt, ist es für mich okay. Lieber der Originaltitel als eine Titelübersetzung, die dem Original nicht gerecht wird. Warum deutschsprachige Autoren gerade im Romance oder New Adult Bereich und natürlich in den BookTook Charts immer öfter englische Titel wählen, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht. Also insgesamt halte ich das für absolut unnötig und würde mich dem nur anschließen, wenn es absolute Genrekonvention ist... zum Glück bin ich aber eher in anderen Genre unterwegs.

    Themenbereich: COVERGESTALTUNG
    Welche Rolle nimmt für euch die Covergestaltung ein?
    Das Cover ist mit das wichtigste Marketing Tool beim Buchverkauf. Es ist in meinen Augen die einzige Chance, um auf einer Produktseite im Onlineshop überhaupt aufzufallen und auch im Buchladen geht in meinen Augen das Erfassen von Titel und Cover Hand in Hand. Ich habe schon oft ein Buch mit interessantem Titel zur Hand genommen und es beim Anblick des Covers direkt wieder zurückgestellt.
    Hierbei gilt es zwei Arten der Veröffentlichung zu beachten: eBook und Druck
    Für das eBook sind in meinen Augen klare Linien und Kontraste wichtig. Das Cover muss auch in Thumbnailgröße wirken können. Denn genau diese Größe ist das erste, was man in einem Onlineshop von dem Cover sieht. Was man auch nicht vergessen sollte (und mir erst vor kurzem klar wurde): Es ist auch wichtig zu prüfen, wie das Cover in Schwarz-weiß wirkt. Die allermeisten eBook Reader können keine Farben ausgeben. Meine Tochter hat einen aktuellen Kindle und der kann nur schwarz-weiß. Ich nutze die Smartphoneapp von Kindle, die Farbe wiedergeben kann. Daher wusste ich das bis vor kurzem gar nicht. Andererseits kaufen eBook Leser die Bücher in der Regel ja nur, um sie zu lesen und nicht, um sich noch nachträglich an den Covern zu erfreuen.
    Für gedruckte Bücher kann es in meinen Augen auch mehr ins Detail gehen. Ich persönlich mag Cover sehr gerne, auf denen es etwas zu entdecken gibt - ein Ansatz, der sich für eBook Cover aber nicht gut macht. Sehr beliebt ist ja der Farbschnitt geworden, gerade im Jugendbereich, sodass mittlerweile fast jedes Buch gefühlt mit einer Farbschnittausgabe aufwartet. Bei gedruckten Büchern finde ich auch Cover toll, die ein haptisches Erlebnis bieten.
    Was in meinen Augen beim gedruckten Buch sehr wichtig ist, ist die Gestaltung des Buchrückens. Im Regal zuhause wird dieser die meiste Zeit sichtbar sein und im Buchladen ist er in der Regel zusammen mit dem Titel der erste Kontaktpunkt zum Kunden. Schon der Buchrücken muss irgendwie ansprechen, damit er mit dem Titel zusammen die Neugier weckt.

    Kümmert ihr euch selber darum oder sprecht ihr da mit einem Profi?
    Covergestaltung macht Spaß, wenn es aber hart auf hart kommt, würde ich sie einem Profi überlassen, sei es nun, dass ich jemanden mit einem persönlichen Design beauftrage oder ein passendes Premade heraussuche. Ich halte dabei aber nichts von Designern, die hauptsächlich ihre Marke dem Cover aufdrücken. Ein Cover von Kopainski z.B. ist wunderschön. In meinen Augen meist recht seelenlos, weil irgendwie beliebig. Aber vor allem erkennt man sofort, dass es ein Kopainski ist. Es geht aber um mein Buch und nicht um den Coverdesigner. Da Cover soll das Buch unterstützen, es aber nicht überstrahlen.

    Wie ein Cover gestalten?
    Das hängt wieder von Genre, Zielgruppe und damit einhergehenden Erwartungen und Konventionen ab. Ich persönlich mag keine Cover mit Hochglanzmodels und bevorzuge Cover mit klarer Struktur, die nicht allzu verspielt sind. Aber nette Details dürfen gerne eingebaut sein, die auf die Geschichte deuten. Vor allem muss ein Cover für mich die Stimmung der Geschichte irgendwie einfangen.
    KI würde ich derzeit aus der Gestaltung eines Covers für den Vertrieb heraushalten, einfach weil die Rechtslage noch unsicher ist. Als Inspirationsquelle finde ich das aber völlig legitim und ich verteufle auch niemanden, der bereits im Vertrieb auf KI zurückgreift, sofern es gekennzeichnet ist.

    Art des Drucks
    HArdcover lohnt sich in meinen Augen nur, wenn sicher ist, dass sich das Buch auch gut verkaufen wird. Im Laden kostet ein Hardcover ja meist gut das Doppelte vom Taschenbuch. Hardcover würde ich vermutlich einfach Verlagen überlassen.
    Ich persönlich mag Hardcover sehr gerne, gönne sie mir aber nur für Must-Haves oder Sonderausgaben von Lieblingsbüchern, dann mit Lesebändchen und idealerweise ohne Schutzumschlag

    Rückseitengestaltung
    Für die Rückseite würde ich eine dezente Gestaltung wählen, welche das Design des Covers aufgreift (gleiche Farbwahl, Übernahme einzelner, kleiner Elemente), aber den Klappentext in jedem Fall in den Vordergrund rückt.
    Der Klappentext: Das ist wohl die absolute Königsdisziplin. Ich habe dazu bisher grob folgendes gelernt:
    - Die Handlung wird etwa bis zum Ende des ersten Aktes preisgegeben und der große zentrale Konflikt angeteasert
    - eher kurze Sätze formulieren, die nicht mehr als eine neue Information enthalten.
    - Klappentexte werden in der Regel quer gelesen und nicht aufmerksam. Potenzielle Leser scannen den Text oft nach Schlüsselwörtern ab, um schnell entscheiden zu können, ob die Geschichte interessiert oder nicht.
    - je länger und ausführlicher ein Klappentext ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er aufmerksam gelesen wird s.o.

    Wichtige Infos, die meiner Meinung nach in den Klappentext sollten:
    - Personentyp des Protagonisten (Chosen One, Underdog, die nette Person von nebenan, Person mit Geheimnis oder diverse Berufsbezeichnungen so sie essenziell für die Handlung sind)
    - bei Fantasy Kernelemente des Worldbuildings
    - Benennung des Love Interest samt Personentyp so vorhanden und essenziell für den Hauptplot
    - Kernkonflikt
    - Benennung wichtiger Tropes (Who done it, Familiengeheimnis, Survival, Gut gegen Böse usw.)
    Das alles natürlich nett verpackt, aber als Schlüsselwort gut für potentielle Leser sichtbar

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