Bond – James Bond, Arielle, Moby Dick & Co – Die Macht der Namen

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  • Niam
    Redakteur
    • 05.09.2023
    • 86

    Bond – James Bond, Arielle, Moby Dick & Co – Die Macht der Namen

    Frankenstein, Vlad Dracula, Anna Karenina, DornröschenNamen haben Gewicht, Namen bleiben im Gedächtnis und Namen können sogar beeinflussen, ob man - wenn man den Namen des Gegenübers hört - die betreffende Person/Figur sympathisch findet, oder sofort gegen sie voreingenommen ist.
    Jeder von uns verbindet automatisch bestimmte Namen mit Personen, Erinnerungen und Gefühlen.
    Ob „Susi“, „Carlos“, „Jaqueline“ oder „Hermann“, „Schmidt“, Chang oder „Zadrazil“ – vermutlich jeder hat zu einem bestimmten Namen recht schnell eine ganz eigene Vorstellung der betreffenden Person im Kopf.
    Das zeigt, dass Namen oder neue Bezeichnungen viel mehr sind, als nur eine bloße Aneinanderreihung von Buchstaben. Das gilt auch besonders für's Geschichtenweben.
    Einerseits sollen die Namen im Gedächtnis des Lesers bleiben, andererseits sollen sie bestimmte Charakterzüge mit einer Figur verknüpfen oder spezielle Eigenschaften mit besonderen Orten/Dingen bzw. Ritualen/Handlungen verbinden.

    Starke Namen für Romanfiguren, Orte oder um besondere Dinge - die z.B. in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen – zu (er)finden, ist eine großartige Gabe und ich bewundere alle Autoren, die so erinnerungswürdige Namen wie „Graf Dracula“ oder einprägsame Bezeichnungen wie z.B. „Quantenschaum“ in ihre Storys einflechten.
    Da es in den Storys ja oft nicht nur bei Vornamen bleibt, sondern immer wieder auch Familien, oder Clannamen und vielleicht ein oder mehrere Gruppen/Gildennamen dazukommen, kann die Namensfindung – so stelle ich mir zumindest vor – bestimmt manchmal zu einer wahren Herkulesaufgabe ausarten.

    Aber auch "ins Ohr" gehende Namen/Begriffe nicht zu lang und nicht zu kurz werden zu lassen, dabei noch die Fantasie anzuregen und (vom Leser meist unbemerkt) – je nach Figur - besonders die Personennamen entweder sehr wohlklingend-ansprechend zu kreieren oder (gezielt) dafür zu sorgen, dass sie von den Lesern als unsympathisch oder unangenehm-hassenswert wahrgenommen werden, ist eine wirklich große Kunst, die sicherlich viel Fingerspitzengefühl verlangt.

    Auch bestimmte Begriffe z.B. der Sprache anderer Völker/Planeten usw. zu kreieren, könnte die Autoren ebenfalls vor eine große und spannende Aufgabe stellen. (Hier stellt sich allerdings dann die Frage, wie viele fremde Begriffe einen Roman aufwerten, ohne dass die Story verwirrend, mühsam oder langweilig wird und wann es einfach zu unübersichtlich wird.)
    Treffen die Protagonisten auf Bewohner einer anderen Welt bzw. einem anderen Landesteil, oder sind unterschiedliche Berufsgruppen (Seemann, Karawanenführer usw.…) involviert, werden natürlich auch diverse „Dialekte“ oder „Sprachmuster“ interessant um die jeweiligen Figuren in der Geschichte deutlicher und besser hervorzuheben.



    - Wie findet ihr also passende Namen für eure Figuren?

    - Worauf achtet ihr dabei? Was ist euch wichtig?
    - Nehmt ihr reale oder geschichtliche Personen als (grobes) Vorbild? (Weil ihr die Person bewundert, oder weil ihr euch über sie geärgert habt)
    - Sind auchNamen/Bezeichnungen aus Legenden, Märchen, Überlieferungen eine Überlegung wert?
    - Findet ihr es einfacher Figuren zu benennen oder tut ihr euch mit neuen Bezeichnungen Namen für Clans, Gruppen, Religionen oder Sekten im Fantasybereich leichter?
    - Habt ihr schon einmal Figuren/Orte oder Dinge während des Schreibprozesses umbenannt, weil der Name plötzlich nicht mehr gepasst hat?
    - Worauf sollte man achten, wenn man Wörter für bestimmte Dinge, Wesen, Handlungen spezielle Begriffe erfinden oder „ummodeln“ möchte, sodass sie die „Andersheit“ z. B. von neuen Bekanntschaften oder fremden Regionen/Städten/Clans/Rudeln unterstreichen?
    - Verwendet ihr öfters andere Sprachen oder Dialekte um unterschiedliche Figuren zu charakterisieren? Wenn ja, wie deutlich müssen eurer Ansicht nach diverse Dialekte zutage treten.
    Findet ihr, dass ein paar bestimmte veränderte Worte reichen, oder werden ganze Sätze in der fremden Sprache/Dialekt gesprochen.

    - Und wie übersetzt ihr dann? Gleich daneben in Klammer, ganz klein über dem Betreffenden Textteil, oder - mit Sternchen – z.B. in der Fußzeile?


    Ich bin auf eure Erfahrungen, Tipps und Techniken sehr gespannt.
  • Yamuri
    Kaffeejunkie
    • 04.09.2023
    • 372

    #2
    Ich recherchiere zum Teil und bastle authentische Namen - allerdings habe ich damit halt das Problem, es gibt tatsächlich Personen, die auch so heißen. Ich denke aber, da meine Geschichten nicht in unserer Realität verankert sind, ist das nicht so schlimm. Es wird deutlich, dass die Personen nichts mit den Realpersonen zu tun haben und die Namensähnlichkeit rein zufällig ist. Bei mythischen Figuren übernehme ich aber tatsächlich bewusst die Namen von Figuren aus der Mythologie. Für Orte wandle ich zum Teil auch mal reale Ortsnamen ab. Manche Ortsnamen oder Bezeichnungen kommen aber auch einfach zu mir und ich weiß selbst nicht, woher sie sind. Manche sind inspiriert durch die Sprachen, die ich gelernt habe. Übersetzen tue ich aber gar nicht. Ich habe ein Glossar für alle, die gern wissen möchten, woher Begriffe kommen. Aber die Begriffe sind für meine Figuren ja etwas, das ihnen bekannt ist. Es gibt daher keinen Grund sie zu übersetzen. Ich habe meist sprachlich homogene Settings, so dass sich meine Figuren verstehen.

    Kommentar


    • Araluen
      Araluen kommentierte
      Kommentar bearbeiten
      Begriffe würde ich auch nie übersetzen, sondern so lassen, wobei ich da etwas differenziere. Wenn ein Turm jetzt beispielsweise Belgarun'Nathar genannt wird, was in der Sprache des Volkes Sternenturm heißt, aber in der Geschichte konsequent bei seinem Eigennamen belassen wird, dann würde ich diesen Namen niemals mit Sternenturm übersetzen. Es macht keinen Sinn, denn wie du schon sagtest, sind diese Begriffe für die Figuren vertraut und stehen so für sich.
      Anders ist es für mich, wenn der Begriff im Text bereits vom Erzähler übersetzt ist. Wenn die Geschichte z.B. Englisch ist und der Erzähler den Turm Startower nennt, würde ich dies in der deutschen Übersetzung mit Sternenturm übersetzen und nicht als Startower belassen.
      Denn für mich ist der Erzähler ein Simultanübersetzer in Lesersprache für die Sprache der Geschichte.

      Tja und was ist mit der Towerbridge und dem Highgate Cemetary? Die würden bei mir auch so bleiben und nicht übersetzt werden. Es sind englische Eigennamen, wie der phantastische Belgarin'Nathar.
  • Araluen
    Moderator
    • 04.09.2023
    • 245

    #3
    Danke für dieses tolle Thema Niam

    Namen können ja zu echten Hürden werden in Geschichten. Allerdings glaube ich, dass Namen erst einmal Namen sind und sie die Geschichte zur Ikone werden lässt.

    Wie findet ihr also passende Namen für eure Figuren?
    Ich persönlich finde die Namensfindung ziemlich schwer, vor allem wenn es nicht um Figurennamen sondern Orte, Kulte, Gebäude, Tiere, Pflanzen, Artefakte usw. geht. Da bin ich sehr dankbar um die Seite https://www.fantasynamegenerators.com/. Der Generator liefert nicht immer die Lösung, aber eine Menge Inspiration. Ganz schlimm ist es bei mir tatsächlich bei Familiennamen. Gerade bei Urban Fantasy kommt man da in der Regel aber einfach nicht drum herum. Da kommt auch mein geliebter Generator an seine Grenzen (außer man sucht im Steampunkbereich). Tatsächlich frag ich dann Google nach "typischen Familiennamen in Land X" oder füttere Google mit random Vornamen und schau mir an, wer auf Social Media mit diesem Namen so rumrennt und welche Nachnamen die Personen so haben. Ich schau mir gern die Credits von PC Spielen und Filmen an - so viele verschiedene Namen (ja ich weiß, Autoren tun seltsame Dinge).
    Hauptfiguren kreuzen in der Regel schon mit ihrem Namen auf. Wer sich bei mir nicht korrekt vorstellen kann, kriegt keine Geschichte - fertig. Andere Figuren kriegen ihre Namen zugeschneidert. Glücklicherweise kann ich auf einen breiten Fundus an Namen aus meinen Rollenspielzeiten zurückgreifen (direkt ausgestattet mit dem passenden Grundcharakter). Nur zwei Namen sind hierbei für mich quasi gesperrt. Einmal Araluen, unter dem ich hier auch unterwegs bin. Araluen war mein allererster Rollenspielcharakter und ihre Geschichte ist komplett auserzählt. Ich habe sie in einer Epilogkurzgeschichte sogar zu Grabe getragen (was echt hart zu schreiben war, aber hey sie hat so ihren Redemption Arc beendet), nachdem wir dem MMO, in dem ich mit ihr aktiv war, den Rücken gekehrt hatten. Seither hatte ich nie wieder eine Spielfigur oder Geschichtenfigur ihres Namens. Der andere Name ist Nuria - eine Figur, die mich in verschiedenen Variationen immer wieder in allen Rollenspielen begleitet hat. Letztlich habe ich die Figur in ihrer Kernpersönlichkeit samt Namen einer befreundeten Autorin geschenkt, wo sie ein sehr schönes Zuhause in einer wunderbaren Geschichte gefunden hat. Und da sie damit quasi nicht mehr mir gehört, verwende ich den Namen nicht mehr. Name und Kernpersönlichkeit sind bei Rollenspielfiguren bei mir zu eng miteinander verknüpft.

    Worauf achtet ihr dabei? Was ist euch wichtig?
    Die Namen müssen zum Setting und zu den Figuren passen. Auch wenn ich zuweilen recht uninspiriert Namen nahezu auswürfle (vor allem wenn ich mich durch den Generator klicke), warte ich im Grunde nur darauf, dass es plötzlich klick macht und ich genau weiß: Das ist es!
    Manchmal suche ich Vornamen auch nach Bedeutung heraus oder achte auf regionale Authentizität (ich schreib ja vorrangig Urban Fantasy, historical Fantasy und Dystopie). Ob der Name so schon irgendwo anders existiert, interessiert mich bei realen Namen eher weniger. So einzigartig sind Namen einfach nicht. Bei echten Fantasy Konstrukten frag ich Google durchaus schon einmal, ob es den Namen oder die Bezeichnung schon woanders gibt. Man verdrängt ja gern mal, was einen so inspiriert oder woher eine Inspiration kommt. Da möchte ich einfach falsche Verknüpfungen oder gar Plagiatverdacht vermeiden.
    Was mir auch wichtig ist: Der Leser soll intuitiv möglichst die gleiche Aussprache der Namen und Begriffe im Kopf haben. Ich mag zum Beispiel den Namen Siobhan total gerne (verwende ihn sogar in einem Projekt, obwohl das eigentlich gegen mein Credo verstößt). Viele wissen aber gar nicht, wie man ihn ausspricht und wie ich die Iren kenne, ist mehr als eine Aussprache möglich (ich spreche es Schewaan). So einen Namen würde ich normalerweise also vermeiden (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ebenso komplizierte Namen mit möglichst vielen Sonderzeichen, die sich kein Mensch merken kann. Schwierig wird es auch mit sehr ähnlich klingenden Namen oder bei Vornamen mit Namen, die eigentlich Dinge bezeichnen (Goldlaub, Glockenblume, Silbertau, sowas). Das kann gut funktionieren (Warrior Cats hat das in meinen Augen perfektioniert), wenn es gut gemacht ist und einer inneren Logik folgt, die man lernen kann irgendwie. Andernfalls heißt der eine so, wie der nächste aussieht und am Ende weiß man als Leser nicht mal genau wie der Protagonist nochmal hieß oder denkt sich als Leser selbst Spitznamen aus, um dem Personal Herr zu werden.
    Spitznamen sind auch so ein Ding. Ich mag sie nicht. Meine Figuren haben in der Regel keine.
    Wenn es um neu erfundene Begriffe für irgendetwas geht, versuche ich den Namen so zu wählen, dass er bereits eine Assoziation weckt oder am Besten selbsterklärend ist.

    Nehmt ihr reale oder geschichtliche Personen als (grobes) Vorbild?
    Nicht für Namen aber durchaus für Kernpersönlichkeiten.

    Sind auch Namen/Bezeichnungen aus Legenden, Märchen, Überlieferungen eine Überlegung wert?
    In abgewandelter Form durchaus. Eins zu eins würde ich keinen Namen übernehmen. An Schneewittchen oder Snowhite haftet so viel Persönlichkeit/Geschichte, dass ich das kaum anders verwenden könnte.

    Findet ihr es einfacher Figuren zu benennen oder tut ihr euch mit neuen Bezeichnungen Namen für Clans, Gruppen, Religionen oder Sekten im Fantasybereich leichter?
    Vornamen sind am einfachsten, dann Tiere, Pflanzen und Gerätschaften, danach kommen Gruppierungen jeder Art und meine Nemesis sind Nachnamen

    Habt ihr schon einmal Figuren/Orte oder Dinge während des Schreibprozesses umbenannt, weil der Name plötzlich nicht mehr gepasst hat?
    Oh ja. In meinem Projekt "Schatten der Vergessenen" hat jede Figur 2 bis 5 Namensänderungen hinter sich. Der Grund hierfür war, dass sich das Setting der Geschichte mehrfach geändert hat (fiktive Fantasystadt, Florens zur Medicizeit, Florens im 19. Jhd. und schließlich London 19. Jhd.) und einige Figuren haben ihren persönlichen Plot und auch Charakter geändert. Bei den Hauptfiguren blieb der Grundtenor der Namen gleich, andere wechselten ihre Namen grundlegend. Ich kam gut mit dem Wechsel zurecht auch ohne lange Trauerzeit.
    Auch in anderen Projekten ist das durchaus schon vorgekommen, jedoch nie wieder so extrem.

    Worauf sollte man achten, wenn man Wörter für bestimmte Dinge, Wesen, Handlungen spezielle Begriffe erfinden oder „ummodeln“ möchte, sodass sie die „Andersheit“ z. B. von neuen Bekanntschaften oder fremden Regionen/Städten/Clans/Rudeln unterstreichen?
    Wie schon erwähnt, bei aller Andersartigkeit finde ich es wichtig, dass trotzdem etwas Vertrautes in den Begriffen mitschwingt, sodass sich ihre Bedeutung möglichst selbst erschließt.

    - Verwendet ihr öfters andere Sprachen oder Dialekte um unterschiedliche Figuren zu charakterisieren? Wenn ja, wie deutlich müssen eurer Ansicht nach diverse Dialekte zutage treten.
    Findet ihr, dass ein paar bestimmte veränderte Worte reichen, oder werden ganze Sätze in der fremden Sprache/Dialekt gesprochen.
    - Und wie übersetzt ihr dann? Gleich daneben in Klammer, ganz klein über dem Betreffenden Textteil, oder - mit Sternchen – z.B. in der Fußzeile?
    Ich mache gerne hier und da die besondere Mundart der Figuren deutlich. Übersetzen tu ich da nichts direkt. Aus folgenden Handlungen und Reaktionen soll sich der Kontext erschließen. Text, den ich erst erklären muss, schreib ich nicht. Bei fremden Sprachen kommt es auf die Perspektive an. Spricht mich jemand auf Englisch voll, kann ich ihm folgen. Im Text würde daher nur dastehen, dass die Person Englisch mit mir spricht und der Dialog selbst würde in der Sprache des Lesers (also Deutsch) stattfinden. Spricht mich einer auf Spanisch an, kann ich mir einzelne Brocken erschließen und weitere Worte akustisch einordnen können ohne Übersetzung. Entsprechend würde es vielleicht im Text stehen. Bei Chinesisch würde vermutlich stehen, dass die andere Person einen unverständlichen Wortschwall von sich gibt.
    Wie auch immer angewendet, sollte das wohl dosiert sein und man muss zwischen Authentizität und Anstrengung für den Leser abwägen. Ich wäre genervt seitenweise Dialoge in fremder Sprache lesen zu müssen, deren Übersetzung ich mir entweder selber suchen muss oder im Glossar nachlesen darf oder nachübersetzt im Text bekomme.
    Tolkin hat z.B. mit dem Sindarin zwar auch eine sprechbare Sprache entwickelt (ich konnte sie sogar mal auf Touristenniveau), in den Büchern selbst kommen nur selten längere Abschnitte in Sindarin vor. Meist sind es nur einzelne Phrasen oder es sind für sich stehende Gedichte und Lieder.​
    Zuletzt geändert von Araluen; 04.08.2024, 00:18.

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