Genrebestimmung anhand von verwendeten Tropes/Setting

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  • Yamuri
    Kaffeejunkie
    • 04.09.2023
    • 337

    Genrebestimmung anhand von verwendeten Tropes/Setting

    Guten Morgen,

    Mir kam gerade eine Idee, inspiriert durch die Idee einer Userin aus einem andren Forum.
    Ich tue mir ja sehr schwer, meine Geschichten einem spezifischen Genre zuzuordnen. Gefühlt hat jeder Ratgeber einen andren Zugang und die Kategorien bei Amazon sind dann wieder anders.
    Eine echte Einheitlichkeit und Klarheit scheint es nicht zu geben und Marktrecherche auf Amazon überfordert mich derart, dass ich sie einfach nicht hin bekomme. Mir fehlt da ein klares Standardwerk, mit eindeutigen Zuordnungen, eine Art Nachschlagewerk.
    Nun kam ich auf die Idee, ob man nicht hier im Bereich Schreibhandwerk Übungen machen könnte. Es wird eine Reihe von Tropes genannt und dann gemeinsam darüber gesprochen, welchem Genre eine Geschichte mit den genannten Tropes am Ehesten zuzuordnen wäre. Vielleicht könnte es in dem Zusammenhang wichtig sein, auch über die Frage zu sprechen, ob manche Tropes in unterschiedlichen Genres vorkommen und das Setting an sich für die Genrebestimmung dann aussagekräftiger wäre.
    Jedenfalls dachte ich mir, ich könnte das hier mal vorschlagen. Gemeinsam Übungen zur Genrebestimmung zu machen. Dazu können wir dann auch durchaus Tropes nennen, die wir verwenden.
    Ich glaube, das wäre hilfreich für alle, die Unsicherheiten dabei haben das Genre ihrer Geschichte festzulegen.
  • GretaF
    Milchtrinker
    • 28.12.2023
    • 28
    • 💫

    #2
    Ich habe ja sehr bald eine fertige Geschichte, bei der ich mich frage, wie ich sie einordnen soll.

    Kommentar

    • Yamuri
      Kaffeejunkie
      • 04.09.2023
      • 337

      #3
      Dann könnten wir doch gleich mit den Tropes + Setting von dir anfangen, wenn du möchtest?
      Versuche mal stichwortartig die Tropes, die du verwendest, aufzulisten - also Tropes im Sinne auch von Themen, die du aufgreifst.
      Ergänzend dann noch das allgemeine Setting und wir können gemeinsam überlegen, welchem Genre die Geschichte zugeordnet werden könnte
      Oder hättest du gern ein Beispiel? Dann könnte ich einfach mal Tropes und Setting von einem meiner bereits veröffentlichten Geschichten nehmen oder ein Beispiel aus der Medienwelt oder Buchbranche.
      Zuletzt geändert von Yamuri; 02.06.2024, 09:59.

      Kommentar

      • Araluen
        Moderator
        • 04.09.2023
        • 226

        #4
        Damit wir alle auf der gleichen Wellenlänge unterwegs sind, fasse ich hier einmal kurz zusammen, was ich und google unter einem Trope verstehen.

        Ein Trope ist ein wiederkehrendes Thema, Motiv oder Muster, das in Geschichten (unabhängig vom Medium) zu finden ist. Das können Charaktertypen sein, Charakterkonstellationen, oder Plotmuster. Tropes kommen in allen Genres vor und es gibt auch welche, die sehr spezifisch für ein Genre sind.

        Hier mal ein paar Beispiele:
        Enemies to lovers: Wenn zwei sich streiten, dann... genau kommen sie am Ende sicher zusammen. Wir haben also zwei Protas, die sich auf den Tod nicht ausstehen können, im Laufe des Plots aber merken, dass der jeweils andere doch nicht so doof ist... sogar ziemlich heiß.

        Verbotene Liebe: Romeo und Julia ist ein echter Klassiker und wird immer wieder und wieder durchgespielt. Dabei können die Bedingungen, warum die Liebenden nicht zueinander finden dürfen völlig unterschiedlich sein.

        Mentoren Geschichten: Prota einfacher Herkunft findet einen Mentor, lernt von ihm und beweist am Ende, dass er diesen sogar übertroffen hat. Oft indem er den Tod des Mentors durch den Antagonisten rächt, indem er den Antagonisten besiegt. Meist wandelt der Schüler hierbei eine Schwäche, die der Mentor ihm einfach nicht austreiben konnte in eine neue Stärke um.

        Das Liebesdreieck: Protaline kommt neu in die Gegend, trifft auf heißen Badguy, der nett zu ihr ist und sie meist aus einer misslichen Lage rettet oder ihr anderweitig hilft. Später trifft sie dann auf smarten Goodguy. Der Rest ist ein Hin und Her. Liebt sie nun den Badguy, vor dem sie alle warnen oder doch den Goodguy, der die perfekte Partie zu sein scheint? Am Ende ist es oft so, dass der Goodguy gar nicht so gut für sie ist, wie immer alle sagten und die wahre Liebe beim Badguy liegt. Selbst wenn es nicht klassisch Goodguy und Badguy sind, die hier gegeneinander antreten, kann man strikt davon ausgehen, dass sie erst ihre wahre Liebe trifft, sich dann ablenken lässt und am Ende sich dann doch richtig entscheidet.

        Goodguy und Badguy selbst sind übrigens auch schon Tropes, ebenso wie der Mentor.

        Die Jungfrau in Nöten: Ein Trope der zunehmend aus der Mode kommt und vom Bossgirl abgelöst wird. Die Jungfrau in Nöten ist eine hilflose Protaline, die von einem männlichen Helden (in der Regel ihr Love Interest) gerettet wird - Bella Swan aus Twillight ist hier ein gutes Beispiel.

        Bossgirl: Die Emanzipation der Jungfrau in Nöten. Das Bossgirl ist stark, unabhängig, braucht vor allem keinen Mann und kann in der Regel alles besser, vor allem besser als jeder Mann und natürlich hat sie keine Schwächen. Beispiele hierfür sind Galadriel aus Rings of Power, Rey aus Star Wars, Helena Shaw aus Indiana Jones 5, Captain Marvel aus Captain Marvel, Arielle aus der Life-Action Verfilmung und... leider viele viele weibliche Hauptfiguren aktueller Produktionen.

        Cinderella Story: Vom unscheinbaren Mauerblümchen zum It-Girl der High Society (ich glaub in männlich ist die Cinderella Story eher selten).

        Das dunkle Geheimnis: Jemand schleppt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, was entweder die Beziehung oder das Plotziel gefährdet.

        Die Maske: Jemand verkleidet sich und begeht so ein Verbrechen. Auf die Spitze getrieben wird das, wenn sich unter der Maske noch eine weitere Maske befindet.

        The chosen one: Prota ist auserwählt die Welt zu retten, ohne Prota geht die Welt definitiv unter. Dazu erhält Prota meist mächtige Kräfte. Am Ende sind es aber eher die charakterliche Entwicklung und die Prinzipien des Prota, die den Ausschlag geben. The Chosen One ist meist gekoppelt an einen Mentor.

        Der Bastard: Prota ist ein Bastard, entweder wird er dadurch zum letzten wenn auch unrechtmäßigen Sprößling eines Königshauses und damit Thronfolger oder er ist familiär mit dem Antagonisten verbunden oder es ergibt sich ein anderes düsteres Geheimnis daraus.

        Das Artefakt: Keine gute Fantasygeschichte ohne ein mächtiges, mystisches und meist gut verstecktes Artefakt, dass über Sieg oder Niederlage entscheidet.

        Die große Bibliothek: Prota muss etwas recherchieren? Bestimmt gibt es in der Welt einen Ort, an dem alle Schriften gesammelt werden.

        Die Prophezeiung: Prphezeiungen sind sehr beleibt in der Fantasy und sagen meist the Chosen One voraus.

        Und viele viele mehr.

        Und viele, viele weitere.
        Zuletzt geändert von Araluen; 02.06.2024, 15:09.

        Kommentar


        • Yamuri
          Yamuri kommentierte
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          Ja, das würde ich auch unter Trope verstehen. Wobei ich bei manchen Sub-Genres das Gefühl habe - eigentlich ist das Genre XY (Fantasy, Science-Fiction, Thriller, Krimi) und sie haben wegen einem spezifischen Trope dem Ganzen einen Sub-Genre Kategorienamen verpasst. In Wahrheit ist aber das, was als Subgenre bezeichnet wird, gar kein eigenständiges Genre, sondern zeichnet sich nur dadurch aus, dass eben ein bestimmtes Trope im Vordergrund steht - z.B. bei GamelLit ein Computerspiel. Aber GameLit kann entweder eher Fantasy sein oder eher Science-Fiction. An sich bräuchte es dafür also meiner Meinung nach gar kein eigenes Genre, weil dass ein Spiel im Vordergrund steht eigentlich ein Trope wäre. Wie würdest du das sehen und vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen immer zu den handwerklichen Themen.

        • Araluen
          Araluen kommentierte
          Kommentar bearbeiten
          Ich glaub zu einem Subgenre entwickelt sich ein Trope, wenn er zum einen sehr beliebt ist und mehr oder weniger strenge Regeln aufstellt, denen sich die Geschichten zu fügen haben. Nicht jede Setting-Vorgabe ist ein Trope. Settingvorgaben an sich fallen auch eher selten unter Trope, sondern definieren dann doch eher das Genre neben dem Thema.
          GameLit würde ich tatsächlich als Subgenre sehen, aber eben nicht jede Geschichte, die ein Spiel als Fokus hat als GameLit bezeichnen. Ursprünglich war GameLit wirklich ein niedergeschriebenes Spiel. Da wurden Attackennamen genannt in dem Wording, wie es eben auch in Spielen stattfindet:
          Protaline wirkte einen Feuerball.
          Statt: Protaline konzentrierte sich auf die Flamme in ihrem Inneren, bis sie vor ihren Händen Gestalt annahm bla bla bla.
          Auch werden in klassischer GameLit Spielerwerte oder auch Gegnerwerte gerne einmal benannt oder extra Statistikseiten eingefügt. Der Fokus liegt klar uaf den erdachten Spielmechaniken. Ursprünglich war GameLit, soweit ich das verstanden habe, mehr eine Art Let's Play in Schriftform.
          Das hat sich natürlich weiter entwickelt, weshalb jetzt auch Geschichten wie Otherland in GameLit reinfallen, weil das Setting hier eine virtuelle Welt ist. Allerdings gibt es hier keinen Fokus auf Spielmechaniken (da das Setting kein Spiel sondern mehr eine Art Internet ist). Für mich ist Otherland daher eher ein Kandidat für Sciene Fantasy. Erebos ist für mich ein Grenzfall. Eigentlich würde ich es klar zu Jugendthriller zuordnen (wird es im Buchhandel auch). Der Fokus liegt aber einen Großteil der Geschichte aber klar auf dem Spiel, seinen Mechaniken und Regeln, dem Leveln und Looten. Dadurch passt es auch sehr gut in GameLit rein. An der Stelle ist das Ganze vermutlich eine Marketing Entscheidung. Thriller verkauft sich besser als Nischengenre GameLit, also wird Erebos als Jugendthriller gelabelt, zumal das eigentliche Thema und finale Ziel des Protas auch außerhalb des Spiels liegen.
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