Ach du liebe Zeit! - Von der Vergangenheit in die Gegenwart mit Blick auf die Zukunft

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  • Niam
    Redakteur
    • 05.09.2023
    • 81

    Ach du liebe Zeit! - Von der Vergangenheit in die Gegenwart mit Blick auf die Zukunft

    Mit den Erzählzeiten ist es ja so eine Sache. Während viele Autoren bei ihren Romanen sich für eine bestimmte Erzählzeit entscheiden und dann auch dabeibleiben, wird in anderen Geschichten frisch- fröhlich durchgemischt. Manchmal wird in der (Mit)Vergangenheit erzählt, aber bei den Actionszenen oder Traumsequenzen usw. hurtig in die Gegenwart gesprungen um danach wieder in die Erzählzeit, die zu Beginn geherrscht hat, zurückzukehren. Im Gegensatz dazu werden Pläne und Gedanken dann meistens als Zukunftsvisionen präsentiert.

    Recht interessant wird es meiner Meinung nach besonders dann, wenn dabei gleichzeitig auch die Erzählperspektiven wechseln. Ich denke da braucht man ein gutes Gespür als Autor um solche Wechsel leserfreundlich, originell-spannend und nicht zu verwirrend, bis zum Schluss gut hinzubekommen.

    Als Leser merkt man dann recht schnell und sehr deutlich, wie gut diese kreativen Autoren ihr Handwerk verstehen und ob sie - wie geübte und begabte Jongleure - „ihre Bälle in der Luft halten können“ oder ob sie den Rhythmus verlieren und die Sache von einem ambitionierten Storybeginn langsam und unaufhaltsam ins ungewollte Chaos führt.
    Vor allem dann, wenn die Leser nicht mithalten können, weil zu schnell oder planlos zwischen „damals“ und „jetzt“ hin und her gesprungen wird und dabei vielleicht noch zusätzlich zwischen Szenen aus mehreren Generationen gewechselt wird.

    Die Erzählzeiten sind in mehrerer Hinsicht eine spannende Sache - sei es die Erzählzeit zwischen Vergangenheit und Zukunft oder die Erzählzeit zwischen mehreren „Generationen“. Hier gut zu choreografieren ist meiner Meinung eine Kunst, die - abgesehen von den „Regeln des Schreibhandwerks“ - viel Fingerspitzengefühl erfordert.
    Ganz besonders dann, wenn man als Autor die besagten „Regeln“, die in vielen Büchern über das Schreibhandwerks zu finden sind , ebenso gekonnt wie kunstgerecht und meisterhaft brechen möchte, sodass die Leser das Endergebnis dieses „Kunstkniffes“ dann auch gebührend genießen können.

    Wie geht es euch als Autoren oder auch als Leser dabei?
    - Habt ihr eine Lieblingserzählzeit IN der ihr schreibt? (ich schreibe/schrieb/habe geschrieben/werde schreiben)

    - Mischt ihr die Erzählzeit IN der ihr schreibt miteinander um dem Roman vielleicht mehr Spannung zu verleihen oder ist das eher nichts für euch bzw. ist das eurer
    Meinung nicht notwendig?

    - Habt ihr eine Lieblingserzählzeit VON der ihr schreibt? (Steinzeit/Mittelalter/Gegenwart/in 5000 Jahren)
    - Mischt ihr die Zeit VON der ihr schreibt mit einer Anderen um dem Roman möglicherweise mehr Tiefe zu geben bzw. damit der Leser die Hintergründe besser
    nachvollziehen kann, oder ist das nicht notwendig bzw. kann das anders oder besser gelöst werden?

    - Vermischt ihr die Erzählzeiten (stehe/stand und damals/heute) in euren Projekten miteinander, oder eher nicht?

    - Was haltet ihr als Autoren oder als Leser vom Wechsel bzw. dem Mischen von Erzählzeit (esse/aß/gegessen) UND Erzählperspektive (er/sie/es - ich)?
    Machbar? Spannend? - Oder No-Go!

    - Wie sieht es bei euch mit dem Wechsel und dem Mischen von Erzählzeiten (laufe/lief) sowie (damals/heute/morgen) und Erzählperspektive aus?

    Kein Problem oder eine Herausforderung? Vielleicht eine interessante Möglichkeit? - Oder - Auf gar keinen Fall!


    Schreiben und seine Leser damit auf atemberaubende Abenteuer zu schicken ist - denke ich - immer eine ebenso spannende und herausfordernde Sache, wie als Leser den Roman dann zu lesen und am Ende "erleichtert und glücklich" zu sein, die Herausforderungen und Gefahren mit den Protagonisten gemeinsam „überlebt“ zu haben.
    Darum bin ich auch echt gespannt, wie ihr es mit - und was ihr von „dem Flirt mit den Zeiten“ haltet.

  • Araluen
    Moderator
    • 04.09.2023
    • 226

    #2
    Eine spannende Fragestellung, über die ich so noch gar nicht so viel nachgedacht habe.
    Habt ihr eine Lieblingserzählzeit VON der ihr schreibt? (Steinzeit/Mittelalter/Gegenwart/in 5000 Jahren)
    Ich lande immer wieder im 19. Jhd., was vermutlich auch daran liegt, dass ich ein Sherlock Holmes Fangirl bin . Aber auch davon abgesehen mag ich dieses Zeitfenster sehr gerne. Zum Einen haben wir den Beginn der Moderne mit technischen Neuerungen, ohne schon allzu modern zu sein (Smartphones, moderne Waffen und Internet versauen einem ja jede Fantasy-Geschichte ^^). Zum anderen ist die Gesellschaft in vielen Dingen noch maßgeblich in der Vergangenheit verhaftet mit ihrem Fokus auf Etikette, Standesdünkel, der Mode und den Erwartungen an die Menschen.
    Alternativ schreibe ich auch gerne von der Zukunft (in der Regel als Dystopie), meist in so 300 bis 400 Jahren. Es ist spannend sich vorzustellen wie Alltag und technischer Standard bis dahin vielleicht aussehen.

    Mischt ihr die Zeit VON der ihr schreibt mit einer Anderen um dem Roman möglicherweise mehr Tiefe zu geben bzw. damit der Leser die Hintergründe besser
    nachvollziehen kann, oder ist das nicht notwendig bzw. kann das anders oder besser gelöst werden?
    Wenn ich historische Urban Fantasy im 19. Jhd. schreibe, dann spielt die Geschichte im 19. Jhd. so gut recherchiert, wie ich es bieten kann. Zeiten mische ich eher selten. Natürlich neigen wir dazu unseren Figuren unseren modern denkenden Stempel aufzudrücken. Aber gerade bei historischen Settings versuche ich diesen sehr blass zu halten.
    Vermischt ihr die Erzählzeiten (stehe/stand und damals/heute) in euren Projekten miteinander, oder eher nicht? ​​
    Mein Ziel ist es sauber in einer Erzählzeit zu erzählen (Fehler passieren immer). Die einzige Gelegenheit, in der ich die Erzählzeit bewusst wechsle sind Zwischenspiele und Traumsequenzen. Träume schreibe ich immer im Präsens, um unmittelbar in die surreale Szenerie eintauchen zu können. Bei Zwischenspielen kommt es drauf an.
    Was haltet ihr als Autoren oder als Leser vom Wechsel bzw. dem Mischen von Erzählzeit (esse/aß/gegessen) UND Erzählperspektive (er/sie/es - ich)?
    Machbar? Spannend? - Oder No-Go!
    In meinen Augen sollte man sich vor allem sehr bewusst sein, was man tut und warum. Welchen Vorteil ziehe ich als Autor daraus den Leser mit drei Perspektiven und vier Zeitsprüngen zu erschlagen? Ich kenne ganz interessante Projekte mit mehreren Hauptperspektiven, die in mehreren Zeitebenen spielen und daher auch je nach Perspektive eine andere Erzählzeit bedienen. Im großen Twist werden diese Perspektiven dann zusammengeführt, sodass man erkennt, dass z.B. zwei der Perspektiven eigentlich dieselbe Person in unterschiedlichen Zeitebenen sind. Das ist ganz nett, nutzt sich tatsächlich allerdings auch schnell ab. Wenn man eine Geschichte dieser Art gelesen hat, hauen einen andere dieser Art nicht mehr wirklich vom Hocker, also zumindest mich nicht.

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