Am Anfang war die Inspiration!

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  • Niam
    Redakteur
    • 05.09.2023
    • 81

    Am Anfang war die Inspiration!

    Plötzliche Idee, besonderes Gefühl, Herzensthema oder Auftrag?

    Geschichtenweben ist eine faszinierende Sache. Es gibt so viele Erzählungen mit unterschiedlichen Themen, Schwerpunkten und Kerngedanken, die den Autoren wichtig sind und die sie „rüberbringen“ möchten, da frage ich mich manchmal: „Wie findet man oder wie entscheidet man als Autor eigentlich über das Thema, über das man als Nächstes schreibt.

    Es ist mir klar, dass jeder Autor andere Schwerpunkte hat - Dem einen liegt das Fantasythema mehr, der andere klärt gerne Morde auf, der Nächste bevorzugt vielleicht Sachthemen, die ihm am Herzen liegen. Aber wie entdeckt man „seine“ Geschichte, wie findet man das nächste „schreibwürdige“ Projekt? Passierte es einfach, kann man es planen oder gibt es bestimmte Auslöser?

    - Wird die Grundidee vielleicht durch ein positives oder negatives Erlebnis, das man selber erlebt, oder ein Verwandter/Bekannter durchgemacht hat, gezündet?
    - Passiert es ganz zufällig, z. B. stolpert man plötzlich über Szene oder ein Ding und man denkt sich: „Cool, darüber möchte ich schreiben!“?
    - Oder sind bestimmte Orte, der Bahnhof, das Café, der Park oder der Urlaubsort der Auslöser, indem man interessante Personen trifft oder menschliches Miteinander beobachtet – Frei nach dem Motto „Der Typ, die Lady oder das Kind haben eine irre Persönlichkeit/Ausstrahlung und sind so interessant, dass ich ein Abenteuer mit genau so jemand schreiben will“.
    - Vielleicht fesselt ja auch das spezielle Aussehen oder Gehabe eines Tieres den Blick oder weckt eine Meldung in den Medien die Aufmerksamkeit.
    - Möglicherweise sind ja auch eine spannende Geschichte oder ein interessanter Film der Kern der Inspiration, bei denen man sich als Leser oder Zuseher vielleicht denkt: „Geniale Idee, aber nicht wirklich optimal umgesetzt, ich würde das ganz anders schreiben“ und man setzt sich an den Computer, nimmt das Thema als Grundlage für ein ganz besonderes Abenteuer.
    - Eventuell sagen ja auch Freunde oder Bekannte: „Hey, warum schreibst du nicht einmal ... eine Story über eine vorwitzige Trollin, die in unsere Welt geworfen wird, eine untypische Kommisarin, die in einer gefinkelten Mordserie ermittelt, einen übersensiblen Dämon mit mentalen Problemen der kein Blut sehen kann, usw…?“

    Manche Autoren werden ja auch beauftragt, gezielt zu ganz bestimmten Themen zu schreiben. In der Sachliteratur entsteht ein Buch durch Fachwissen, Recherche und das "Know-How" des Autors. Aber besonders im Belletristikbereich wo es nicht auf das Fach/Sachwissen in einem bestimmten Bereich ankommt, stelle ich es mir sehr herausfordernd vor - Quasi „auf Befehl“ - mit geeigneten Ideen "nach Vorgabe" aufzuwarten und diese dabei spannend und kurzweilig umzusetzen. Wie sehr ihr das? Wäre das "Scheiben auf Anfrage" für euch eine spannende Herausforderung oder eine mühsame Quälerei?

    Habt ihr als Autoren eigentlich eine besondere „Muse“ die hinter euch steht, die euch über eine Schreibblockade hilft und zudem immer wieder für neue Ideen sorgt, oder wird der Job der „Muse“ überbewertet? Vielleicht gibt es stattdessen eine besondere Routine bei der Suche nach der zündenden Idee? Woraus schöpft ihr eure Inspiration, eure Motivation und euer Durchhaltevermögen?
    Und was tun bei der gefürchteten "Schreibblockade"? Gibt es das Tipps oder Tricks, diese zu umgehen, zu überwinden oder dagegen anzukämpfen?
    Ich denke, dass dieses "Schreckgespenst Schreibblockade" durchaus etlichen Autoren bekannt ist und jeder so seine Technik hat, damit umzugehen - oder dringend nach hilfreichen Ratschlägen sucht, um sich aus einer solchen Blockade zu befreien.

    Ich bin sehr gespannt, wie ihr arbeitet und was ihr dazu meint.
  • Aidan
    Moderator
    • 03.09.2023
    • 249

    #2
    Oh ha, Inspiration. Sie ist - überall.

    Ich fange mit dem für mich einfachen Teil an, der Frage nach Auftragsarbeit. Hab ich noch nie wirklich gekonnt, vor allem, je strikter die Vorgaben, umso weniger bin ich dabei. Das war schon beim Aufsatzschreiben in der Schule eine Überwindung. Von jemanden anderes vorgefertigte Welt oder Figuren nutzen? Da habe ich das Gefühl, ich muss mich an die Erwartungen und Vorgaben desjenigen halten, und was, wenn ich dann seine Welt über den Haufen schmeiße, weil ich ein Detail nicht kenne? Das war der Grund, warum ich mir eine neue Welt "ausdachte", als ich meine erste Rollenspielkampagne leitete - und damit einen Planeten irgendwo im Weltraum (er)fand, der bis heute für die meisten meiner Fantasygeschichten die Basis bildet. Und es fing doch so harmlos an...

    Wo finde ich meine Inspiration?
    Ich habe selten, dass ich sage, ich möchte über ein festgelegtes Thema schreiben. Oder eine bestimmte Figur. Gibt es auch, aber eher sehr selten.
    Es reicht häufig ein Wort, Bild oder ein Geräusch. Oder Musik. Und - manchmal kommt dann als Vorwarnung ein Gedanke - plötzlich breitet sich eine Geschichte vor mir aus, oder ein zukünftiger Protagonist steht vor meinem inneren Auge, oder eine Szene spielt sich im Kopfkino ab. Oder aber ich träume. Viele meiner Ideen haben ihren Ursprung in Träumen. Und vereinzelt gibt es Geschichten, die ich ganz klar einem Auslöseereignis zuordnen kann. Zum Beispiel, noch nicht geschrieben, aber die Krebsdiagnose meiner Tante und das Jahr bis zu ihrem Tod habe ich mit einer Geschichte für mich bearbeitet. Ob ich sie noch schreiben werde, ich weiß es nicht.
    Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich aus allem eine Geschichte machen könnte. Aber nicht jede Geschichte würde ich erzählen oder schreiben.

    Wie also entscheide ich, was ich (als nächstes) schreiben will?
    Es gibt ein paar Inspirationsfunken mit teilweise sehr detailiertem Plot, die werde ich nicht schreiben, weil ich mich weigere, zu dunkle Geschichten zu schreiben. Es gibt genug Dunkelheit in der Welt, ich füttere bestimmte Energien nicht auch noch mit meiner. Das heißt nicht, dass in meinen Geschichten keine Dunkelheit vorkommt, im Gegenteil, aber es ist die Frage, wie setze ich es um und wo führt die Geschichte hin. Horror werde ich nicht schreiben, bluttriefend und brutal, nein. Thriller - keine Ahnung, je nachdem wie die Genregrenzen sich da ziehen. Fieser Psychothriller sicher nicht. Könnte ich es? Technisch mit großer Sicherheit ja, absolut. Aber ich will es nicht. Und diese Art von Geschichten klopft auch nur noch sehr selten an. Das waren eher Albträume.

    Die beiden Geschichten, die ich nach meiner ewig langen Schreibpause angefangen habe, waren spontane Entscheidungen. 2022 wollte ich zum ersten Mal doch den Nano mitmachen und hatte nicht mehr viel Zeit zur Auswahl. Ich habe kurz in mich reingefühlt, welche der vielen Geschichten im Kopf erzählt werden möchte, wobei klar war, ich möchte bitte einen Einzelband. Ich wusste nicht viel von ihr, nur die Anfangsszene. (War suboptimal.) 2023 habe ich mir für den Nano vorgenommen, besser vorbereitet hineinzugehen, ab September ging das Karussel im Kopf los, ich wollte gerne eine Serie schreiben, und ich hatte diesmal tatsächlich im Vorfeld ein paar Eckpunkte, was ich gerne wollte: 2 Perspektiven (liebe ich), mal wieder Thema rechtschaffener Ritter/Paladin trifft auf chaotische Diebin (die gar nicht so extrem diebisch geworden ist), enemy to love (na ja... halbwegs. Sie haben sich nicht lange mit enemy aufgehalten), Setting deutlich rollenspielinspiriert. Und der Rest kam von selber.

    Muse:
    Eine richtige Muse habe ich nicht. Ich habe mir mal versucht, eine vorzustellen. Eine kleine geflügelte Elfe. Daraus ist dann zwar eine Geschichtenidee geworden, aber ich habe sie lange nicht mehr "gesehen". Ich scheine allerdings bisschen als Muserich geeignet zu sein - bei meinem Ex-Partner hat es funktioniert, und mein Mann, der mal fest davon überzeugt war, nie wieder schreiben zu wollen und vor allem kein Buch,... also, na, vielleicht eins, aber mehr nicht... oh, ich habe deine beiden Bücher gelesen und das Foto, was du gemacht hast,... und jetzt ist da eine ganz eigene Idee, ich... schreibe vielleicht doch... oh, da ist ein zweiter Buchtitel, ich hab doch das erste gerade erst angefangen... Ich für mich kann nicht sagen, ob eine Muse wichtig ist, ob sie vielleicht im Hintergrund wirkt, aber sie kann sicher sehr hilfreich sein, um auf die Ideen zu kommen, wenn man dafür empfänglich ist.

    Schreibblockade:
    war sehr, sehr lange ein Thema für mich. Ich habe über viele Jahre nicht geschrieben und hatte das Gefühl, es geht schlicht gar nichts mehr. Keine Kraft und einen chronischen Besserwisser an meiner Seite, der mir immer erzählt hat, was ich anders machen sollte. Ich bin immer noch blockadegefährdet. Ich versuche dagegen anzugehen, indem ich trotzdem wenn irgend möglich ein bisschen schreibe. Der Anfang der Schreibeinheit ist das schwerste für mich. Wenn ich den Einstieg geschafft habe, dann kann es schnell sehr viel Text werden. Ich brauche Freiraum. Wenn ich weiß, in einer halben Stunde steht die nächste Unterbrechung an, oder im Hintergrund wird gedrängelt, dass ich irgendwas mache, oder der Tag verläuft anders als geplant, ... da reagiere ich extrem sensibel. Ich versuche mir eine echte Schreibroutine aufzubauen, um gar nicht erst mit mir selber anzufangen zu diskutieren. Funktioniert nur bedingt. Das wichtigste: es ist okay, wenn der erste Entwurf noch nicht der Hit ist! Dafür gibt es Überarbeitung. Und wenn es nicht läuft die Frage: Was fehlt denn am Text? Wo bin ich gedanklich falsch abgebogen oder habe mich verrannt? Wo denke ich zu starr in eine Richtung und müsste vielleicht die Perspektive etwas verändern oder übersehe etwas? Den Knoten habe ich gerade mal wieder und versuche ihn zu lösen. Und der erste Schritt war, mir selbst einzugestehen, dass ich mit dem Sums unzufrieden bin, den ich in den letzten Tagen verzapft habe, und zu entscheiden, ob ich gleich eine Kernsanierumg mache, oder erstmal weiter schreibe, bis ich den roten Faden erkennen kann. Zweiteres. Ich habe zwar das Ziel, wohin der Band hinausläuft, einige unsortierte Zwischenschritte, die ich noch nicht auf die Kette bekomme, aber mein Schreibnavigationssystem hat noch keine richtige Route ausgegeben. Die werde ich jetzt suchen. Und dann schauen, wie ich das Netz richtig spannen kann. Und das kann bedeuten, dass ich einige Teile des Manuskriptes nochmal neu schreibe.

    Kommentar

    • Araluen
      Moderator
      • 04.09.2023
      • 226

      #3
      Auftragsarbeiten
      Noch wurde ich nie direkt angefragt, eine Geschichte zu schreiben. Aber ich habe schon an der ein oder anderen Kurzgeschichten Ausschreibung teilgenommen. Da wird dann in der Regel Thema und Umfang vorgegeben.
      Einmal hieß das Thema Winterstern. Der sollte irgendwie in der Geschichte vorkommen. Ich überlegte die ganze Zeit hin und her und hörte schließlich eine Folge der drei Fragezeichen "und der Meister des Todes". Das Thema waren hier verfluchte Marionetten. Da wusste ich plötzlich, was mein Winterstern war: eine Marionette und die Geschichte dahinter erzählte, wie sie zur Marionette wurde. Und so begann eine Kurzgeschichte, die zu einer düsteren Homage an Pinocchio wurde.
      Ein anderes Mal war das Thema "verirrte Prinzen und bockige Prinzessinen" - Märchen, die mal nicht den klassischen Verlauf nehmen. Ich griff ein wenig das Shrek-Thema auf: Bei Tag ist es so, bei Nacht ganz anders. Die zu rettende Prinzessin war bei Tag die Bestie, vor der man sie retten sollte. Die ganze Rettungsgeschichte nur eine Finte des Königs, um die Prinzessin gut im Futter zu halten und der Held... tja der war dazu verflucht bei Nacht zur Bestie zu werden.
      Dann gab es noch ägyptische Götter in der Moderne. Die Geschichte musste ich letztlich selbst veröffentlichen, da sie es knapp nicht in die Auswahl geschafft hatte. Aber ich mochte die Idee sehr, die Götter Ägyptens in der modernen Welt lebendig werden zu lassen. Die KUrzgeschichte selbst, gab mir dann noch die Inspiration zu einem weiterführenden ROmanmonster.

      Woher kommt die Inspiration, wenn ich kein Ausschreibungsthema habe?
      Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Ich setze mich eigentlich nie hin und denke mir: So und heute plotte ich Romantasy. Mal inspiriert mich ein Lied, manchmal eine Doku im TV oder eine Situation in einem Computerspiel oder ein Aspekt aus einer Serie, manchmal auch ein Gespräch. Sehr oft verwerte ich auch Figuren oder Aspekte von ihnen wieder, die ich im Rollenspiel - sei es nun Pen&Paper oder im Rahmen von Onlinerollenspielen - entwickelt und gespielt hatte.
      Was ich nie geschrieben habe, sind Fanfictions. Das ist einfach nicht mein Genre.
      Ich kann ja mal einen Überblick geben, was mich zu welcher Geschichte inspiriert hat.

      historischer Fantasy Krimi: Da muss ich weiter ausholen Die initiale Inspiration des Ganzen war tatsächlich der Charakter Editor bei Guild Wars 2. Ich war fasziniert davon, wie kindlich man einen weiblichen Menschen gestalten konnte. Also bastelte ich mir ein Mädchen, das gut als Achtjährige durchgehen konnte und machte sie zu einem Nekromanten (einfach weil mir die Klasse von der Mechanik Spaß machte). Nun war ich Teil einer Rollenspielgilde, also wurde natürlich auch viel Rollenspiel gemacht. So wurde meine kleine Nekromantin ein Mädchen, das Geister sehen konnte und immer in Begleitung ihres Geisterhundes (Nekromanten hatten gerne Mal ein Pet dabei, wobei ich die Kleine nicht auf Pets gespielt hatte). Es ersponnen sich viele coole kleinere und größere Geschichten. Irgendwann ließ ich Guild Wars 2 hinter mir, aber meine kleine Nekromantin sollte eine Heimat bekommen und die Romanidee weit ab des Guild Wars Universums war geboren.

      Aqua Fantasy: Die Inspiration dazu lieferte ein Bild von Anne Stoke - eine Elfenfrau, die in einem Wasserbecken steht und einen kleinen Wasserdrachen hochhebt (obwohl das rein gar nichts mit der daraus entstandenen Geschichte zu tun hat) -, das Volk der Quaggan aus Guild Wars 2 (die so auch überhaupt nicht vorkommen in der Geschichte) und Dokus zum Thema Tiefsee und Urzeitbestien der Meere. Herausgekommen ist eine Geschichte im Meeressetting mit einem Riesenkalmar als Antagonisten und einem humanoiden Ottervolk, aus dem Protaline stammt.

      Dystopie mit Telepathen: Inspiriert hatte hier zweierlei. Zum Einen die Darstellung der Telepathen in der Serie Babylon5 und dann eine Lesch Doku zum Thema Leben in der Zukunft. Hierbei ging es um Implantate, mit denen man Gedanken sichtbar machen kann. Das hat sich dann zu einem Plot samt Setting vermengt.

      Dystopie mit Robotern: Ich spielte mit meinem Mann Stellaris - ein Weltraumstrategiespiel am PC. Mein Mann spielte ein Maschinenvolk, das Menschen als eine Art Götter oder heilige Tiere anbetet. Menschen wurden von diesem Maschinenvolk in Habitaten gehalten wie z.B. Tempelaffen in Asien. In der Nähe dieser Habitate bekamen die Maschinen entsprechende Boni usw. und wenn sie einen Planeten übernommen haben, wurde ein Teil der Bevölkerung in diese Habitate gesteckt und der Rest eben ausgelöscht. jedenfalls fragte ich mich: Wie wäre es für Menschen, wenn sie wie Zootiere in so einem Habitat leben? Alles wird für sie gemacht, sie leiden keine Not, können sich frei entfalten nur eben das Habitat nicht verlassen. Der Plot nahm langsam Gestalt an.

      Vampire: Ich las ein Vampirbuch. Es war ganz unterhaltsam: Ein bischen Internatsleben, dunkle Verschwörung und die Verquickung von Vampirismus mit Wickakult war auch erfrischend. Nur die Auserwählte war sehr sehr auserwählt. Auf jeden Fall packte mich plötzlich der Gedanke: Ich mag auch was über Vampire schreiben, ohne Glitzer, schön blutig und böse wie Vampire sein sollten. Dann hörte ich das Lied "Freudenmädchen" von Cuirina. In dem Lied geht es darum, dass ein junges Mädchen als Straßendirne arbeiten muss und von einem Freier erschlagen wird - ein sehr schönes und trauriges Lied. Ich fragte mich: Was, wenn das Mädchen den Angriff überlebt... weil sie ein Vampir ist und das nur bisher nicht wusste?

      Wie entscheide ich, was ich als nächstes schreibe?
      Ich habe viele Projekte auf der Liste. viele davon habe ich schon angefangen zu schreiben, andere plotte ich noch von manchen existiert nur eine vage Idee. Wenn eine Geschichte geschrieben werden will, merke ich, dass meine Gedanken immer wieder darum kreisen. Figuren fangen in meinem Kopf an zu reden. Manchmal habe ich richtige Szenenschnipsel vor Augen.

      Schreibblockade
      Eine echte Schreibblockade hatte ich noch nicht. Aber ich kenne durchaus das Problem "wieder rein zu kommen", gerade wenn ich längere Zeit nicht geschrieben habe. Dann lese ich meist den letzten Absatz, um wieder den Anschluss zu finden oder beschäftige mich noch einmal mit den Notizen. Was ich mir auch angewöhnt habe: Niemals am Ende eines Kapitels oder am Ende einer Szene oder eines Absatzes mit der Schreibsession aufhören. Dieser leichte Spannungsabfall erschwert das Weitermachen ungemein. Daher schreibe ich mindestens einen weiteren Satz, manchmal auch nur einen halben. So kann ich in der Regel nahtlos weitermachen. Das eignet sich besonders gut, wenn man wie ich wenn überhaupt nur in 15-Minuten-Fenstern schreibt.​

      Kommentar

      • Michael W
        Kaffeetrinker
        • 04.09.2023
        • 66

        #4
        Inspiration und neue Ideen tauchen ständig in meinem Kopf auf. Gesucht sind aber die guten Ideen, also jene, die ich verwenden kann. Meine Ideen für Geschichten notiere ich meistens erst am Handy oder direkt im dafür angelegten Word-Dokument. Damit eine Idee zu einem neuen Projekt wird, muss sie erst den Test der Zeit bestehen. Das heißt, ich muss mich Wochen oder Monate später an die Idee erinnern können und an das Potential darin glauben. Es gibt aber auch "Vordrängler" unter meinen Ideen, die ich dann umsetze, wenn schon viel Motivation damit mitschwingt.
        Derzeit habe ich einen hohen Überschuss an guten Ideen. Was mir bei der Entscheidung hilft, ist wirtschaftliches Denken: Je größer das Projekt, umso besser muss die Idee sein, damit ich es umsetze. Das hat wohl dazu geführt, dass ich in den letzten Jahren eher Kurzgeschichten und deutlich weniger Romane geschrieben habe. Eine tolle Idee für eine kurze Geschichte ist einfach eine unschlagbare Kombination. Umgekehrt ist mir für einen Roman mit einer mittelmäßigen Idee meine Zeit zu schade.

        Eine riesige Inspirationsquelle sind für mich Träume. Weil ich seit Jahren regelmäßig meine Träume nach dem Aufwachen notiere, hat sich einiges angesammelt. Derzeit sind es fast 1900 Notizbuchseiten mit Traumnotizen. Brauchbar ist sehr viel davon nicht, die Highlights fasse ich in einem separaten Dokument zusammen. Wenn ich eine Idee aus einem Traum umsetze, dann ist es meistens nur ein kleines Detail, etwa ein Schauplatz mit einzigartiger Atmosphäre. Ganze Traumnacherzählungen vermeide ich mittlerweile, weil sie nur bei mir ihre Wirkung vollständig entfalten können.

        Zu einem vorgegebenen Thema zu schreiben, finde ich schwierig. Da kommt selten ein Ergebnis raus, mit dem ich zufrieden bin. Es wirkt immer ein wenig erzwungen. Aus diesem Grund nehme ich nur selten an Schreibwettbewerben teil. Ich habe auch selten schon etwas, das gut dazupasst.

        Schreibblockaden tauchen in meinem Leben immer wieder auf, aber noch hatte ich keine komplette Blockade. Selbst dann, wenn etwa mein Hauptprojekt stillsteht, arbeite ich an kleinen Projekten nebenbei. Und meine täglichen Traumnotizen z.B. zählen auch irgendwie als "Schreiben".
        Wenn ich merke, dass ich vom Schreiben erschöpft bin, suche ich mir Platz für Erholung. Es ist immerhin ein Hobby für mich und ich will keine Leistung erzwingen. Wenn ich Schreiben möchte, aber nicht kann, dann nehme ich mir vor, zumindest einen Satz oder so zu schreiben. Dann komme ich leichter wieder hinein.

        Kommentar

        • Niam
          Redakteur
          • 05.09.2023
          • 81

          #5
          Es ist genial, dass ihr mit euren interessanten Beiträgen einen spannenden Blick in eure Arbeitsweise als Autoren ermöglicht! Ein riesengroßes DANKESCHÖN dafür!
          Eure unterschiedlichen Herangehensweisen können für andere Schreibbegeisterte durchaus zur unerwarteten Inspiration und zur erhofften "Zündenen Idee" werden.
          Immer wieder liegt das Problem bzw. der Hemmschuh ja "nur" an "Kleinigkeiten". Doch fast jeder hat sicherlich schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ein kleines Steinchen im Schuh weitaus mehr Probleme bereiten kann, als ein großer Stein am Weg, über den man einfach darübersteigen kann.
          Jemand sagte einmal "Autor zu sein, ist ein einsamer Beruf!" Doch durch die Möglichkeit, den Blick auf die Arbeitsweise anderer Schreiberlinge zu werfen ​und/ oder mit ihnen fachzusimpeln, fühlt man sich nicht als isolierter "Einzelkämpfer", sondern kann von den Erfahrungen engagierter Autoren profitieren, neues Wissen entdecken und Vorgehensweisen ausprobieren, die es erleichtern, den unterschiedlichen Herausforderungen eines Autorenlebens selbst erfolgreich zu begegnen.
          Jeder eurer Beiträge ist somit ein wertvoller Edelstein des Wissens im Schatzkästchen der Schreiberfahrung und Buchgestaltung, der für jeden Leser durchaus den Unterschied zwischen einer Geschichte im Kopf, einem Manuskript in der Schublade oder einer wertgeschätzten Neuveröffentlichung bedeuten kann.

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          • Araluen
            Moderator
            • 04.09.2023
            • 226

            #6
            Träume taugen bei mir leider gar nicht als Inspiration. Ich träume sehr wenig (ich komme tatsächlich nur auf knapp eine hlabe Stundem REM Schlaf pro Nacht laut meinem Schlaftrecking) und noch seltener bleibt mitlerweile etwas davon hängen. Früher war das anders. Da habe ich sehr lebendig geträumt, aber auch die hätten nur wenig getaugt, weil sie irgendwo zwischen surreal und horror lagen.

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